Senator Eduardo Girão hat im brasilianischen Senat einen dringlichen Appell für ein vollständiges Verbot von Sportwetten ausgesprochen. Er beschreibt die aktuelle Situation nach der im Januar eingeführten Regulierung des Online-Wettmarktes als „humanitäre Tragödie“, die zu erheblichen gesellschaftlichen Problemen führe.
Girão warnt eindringlich vor den negativen Folgen wie zunehmender Spielsucht, steigender Verschuldung und sozialem Niedergang in der Bevölkerung. Seine Besorgnis richtet sich auch auf die wachsende Abhängigkeit des Fußballsports von Wettanbietern.
Der Senator hat mehrere legislative Initiativen auf den Weg gebracht:
- Einen Gesetzentwurf zum vollständigen Verbot von Sportwetten
- Einen Vorschlag (PL 3.405/2023) zum Ausschluss von Prominenten aus der Werbung für Wettanbieter
- Eine Gesetzesvorlage (PL 2.985/2023) zur zeitlichen Beschränkung von Werbung für Glücksspielangebote
Diese Maßnahmen sollen noch diese Woche dem Sportausschuss zur Beratung vorgelegt werden. Girão fordert zudem eine gründliche Untersuchung des brasilianischen Fußballverbands CBF bezüglich seiner Verbindungen zur Wettindustrie.
„Nur wenige gewinnen – Millionen verlieren“
Die Wettindustrie in Brasilien zeigt sich als zweischneidiges Schwert mit verheerenden Folgen. Spielsucht, familiäre Verschuldung und psychische Erkrankungen prägen die Realität vieler Betroffener. Die negativen Auswirkungen haben inzwischen ein alarmierendes Ausmaß erreicht.
Senator Girão bezeichnet das Phänomen treffend als „humanitäre Tragödie“ und verweist auf die ungleiche Verteilung der Gewinne: Wenige Großunternehmer profitieren, während Millionen Menschen verlieren. Er fordert daher eine Parlamentarische Untersuchungskommission zur Prüfung der Verbindungen zwischen der Brasilianischen Fußballkonföderation (CBF) und Wettanbietern.
Die CBF steht aktuell unter kritischer Beobachtung. Eine Lösung scheint möglich, sofern der Oberste Gerichtshof nicht interveniert.
Positive Beispiele für Integrität
- Flamengo-Trainer Filipe Luís verweigerte die Teilnahme an Werbekampagnen für Wettanbieter
- Diese Haltung zeigt, dass ethisches Verhalten im Sport weiterhin praktiziert wird
Die wachsende Abhängigkeit des brasilianischen Fußballs von Wettgeldern stellt eine besondere Gefahr dar. Diese Entwicklung könnte langfristig die Integrität des Sports untergraben.
Kritik an der CPI und wachsende politische Spaltung
Die parlamentarische Untersuchungskommission zu Wettanbietern (CPI das BETS) sieht sich zunehmender Kritik ausgesetzt. Senator Girão bezeichnete die Kommission auf der Plattform X als „Zirkus“ und warf den Mitgliedern vor, Selfies mit Glücksspiel-Influencern zu machen, anstatt das Thema mit dem nötigen Ernst zu behandeln.
Der Senator kritisiert besonders, dass wichtige Anträge systematisch ignoriert würden und die „großen Fische“ der Branche nicht zur Verantwortung gezogen würden. Diese Vorwürfe deuten auf tiefere Konflikte innerhalb des Parlaments hin.
Senatorin Soraya Thronicke, die den Vorsitz der Kommission innehat, bestätigte öffentlich die erheblichen Herausforderungen bei den Ermittlungen gegen große Wettanbieter. Sie verwies dabei auf:
- Komplexe Unternehmensstrukturen
- Internationale Verflechtungen
- Finanzielle Abhängigkeiten
Girão bleibt nicht nur Befürworter eines Werbeverbots für Wettanbieter, sondern positioniert sich auch klar gegen die geplante Legalisierung von Casinos und Bingohallen. Im Juli 2025 warnte er eindringlich vor den Risiken von Glücksspielangeboten wie dem „jogo do bicho“ (Tierspiel). Er argumentiert, dass diese besonders die ärmsten Bevölkerungsschichten gefährden und von der organisierten Kriminalität zur Geldwäsche genutzt werden.