Für 65 Paare sollte es der schönste Tage im Leben werden. Sie haben ihre Hochzeit in einer Eventlocation in der Nähe von Recklinghausen geplant. Die Hochzeitspaare sind jedoch an einen spielsüchtigen Mitarbeiter Waldemar D. geraten, der die Buchungen überhaupt nicht ausgeführt, sondern die teils erheblichen Anzahlungen in der eigenen Tasche hat verschwinden lassen. Insgesamt beläuft sich der Schaden auf rund 230.000 Euro. Der 34jährige Betrüger muss sich aktuell vor dem Landgericht Bochum verantworten. Die Strafe dürfte heftig ausfallen. Wir haben die Informationen.
Corona hat bei Betrug geholfen
Das Vorgehen des Spielsüchtigen war recht einfach. Er war der Ansprechpartner in der Eventlocation für die Kunden. Er hat die Verträge mit den Paaren ausgestellt und im Anschluss jeweils eine Anzahlung kassiert. Die Betrug ist über viele Monate überhaupt nicht aufgefallen. Geholfen hat dem Gauner dabei die Corona-Pandemie. Aufgrund der permanenten Verschiebungen der Veranstaltungen hat lange Zeit niemand Verdacht geschöpft.
Aufgefallen ist der Betrug erst im Juli 2021 und zwar eher durch einen Zufall. Zwei Hochzeitspaare haben auf ihren Sozial-Media Kanälen festgestellt, dass Sie die Eventlocation am gleichen Tag gebucht hatten. Auf Nachfrage bei den Betreibern stellte sich heraus, dass diese überhaupt nichts von einer Buchung wussten. Es wurde Anzeige der Polizei in Recklinghausen erstellt. Nach und nach haben sich dann weitere Geschädigte gemeldet, insgesamt 65 Hochzeitspaare.
Betreiber-Ehepaar unter Verdacht
Laut den örtlichen Medien stand das Betreiber-Ehepaar der Eventlocation zwischenzeitlich sogar im Verdacht, am Betrug mitgewirkt zu haben. Die Anschuldigungen sind aber mittlerweile ausgeräumt. Ein fader Beigeschmack bleibt. Der Ruf der Firma hat milde ausgedrückt arg gelitten.
Die noch größeren Schwierigkeiten hatten aber sicherlich die betroffenen Brautpaare. Sie mussten allesamt neue Termine in anderen Locations finden, die Gäste aus- und umladen, neue Verträge mit Fotografen und Rednern aushandeln sowie natürlich einen neuen Termin im Standesamt bekommen.
Waldemar D. – die „typische“ Glücksspielkarriere
Waldemar D. hat sich in seinen ersten Einlassungen vor Gericht unter Tränen vollgeständig gezeigt. Der ehemalige Eventlocation-Mitarbeiter hat seine Glücksspiel-Karriere geschildert, die als typisches Beispiel fürs unbedachte und unseriöse Gaming angesehen werden, von Verantwortungsbewusstem Spiel keine Spiel. Bereits im Alter von 16 Jahren habe Waldemar D. mit dem Spielen begonnen. Schon als Jugendlicher konnte er sich oft das Monatsticket für Bus und Bahn nicht leisten, da alles Geld dem Spiel geopferte wurde. Im Anschluss folgten die gravierendsten Glücksspielfehler überhaupt. Waldemar D. hat Bankkredite aufgenommen und sich Geld von Bekannten und Freunden geliehen, um seine Spielsucht zu finanzieren. Krass ist, dass Waldemar D. die Geburt seines Sohnes verpasst hat, da er zu diesem Zeitpunkt lieber in einer Spielhalle gesessen hat.
Vergleichsfall in Großbritannien
Einen ähnlichen Fall hat es übrigens vor nicht allzu langer Zeit in Großbritannien gegeben. Dort hat eine spielsüchtige Hochzeitplanerin 24 Paare um 83.000 Euro betrogen. Anstatt die Feierlichkeiten zu planen, hat sie das Geld im Casino verjubelt. Immer wenn es eng wurde, war die Frau dann abgetaucht. Letztlich landete die Hochzeitplanerin aber dann doch vor dem Kadi und wurde für fünf Jahre in Gefängnis geschickt.
Gericht deutet langjährige Haftstrafe an
Ob Waldemar D. ebenfalls fünf Jahre hinter Gittern verschwindet ist offen. Das Landgericht Bochum hat jedoch – so Prozessbeobachter – bereits durchblicken lassen, dass es eine langjähre Haftstrafe gibt. Das Geständnis des 34jährigen kommt eindeutig zu spät.