Ex-GVC-Führungskräfte verklagen Glücksspiel-Kommission

Die britische Glücksspielbranche steht vor einer bemerkenswerten rechtlichen Auseinandersetzung. Zwei ehemalige Führungskräfte von GVC Holdings haben eine Klage gegen die Glücksspielkommission des Vereinigten Königreichs eingereicht. Kenny Alexander und Lee Feldman, ehemals CEO bzw. Vorsitzender des Unternehmens, beschuldigen die Behörde des Missbrauchs privater Informationen.

Der Rechtsstreit dreht sich um eine gescheiterte Übernahme von 888 Holdings im Sommer 2023. Alexander und Feldman hatten geplant, durch ihr Investmentvehikel FS Gaming die Kontrolle über den Glücksspielkonzern zu erlangen. Die Übernahmepläne scheiterten jedoch, nachdem die Glücksspielkommission eine Untersuchung eingeleitet hatte. Dies geschah vor dem Hintergrund einer laufenden Ermittlung der britischen Steuerbehörde gegen GVC wegen möglicher Unregelmäßigkeiten im türkischen Markt.

Die HMRC und Glücksspiel

Die britische Steuer- und Zollbehörde HMRC spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Glücksspielbranche im Vereinigten Königreich. Sie überwacht die Einhaltung steuerrechtlicher Vorschriften und führt regelmäßige Untersuchungen durch, um illegale Praktiken aufzudecken.

In den vergangenen Jahren hat die HMRC ihren Fokus verstärkt auf Graumärkte gerichtet. Diese Bereiche sind nicht vollständig reguliert, was Raum für potenzielle Verstöße bietet. Unternehmen und deren Führungskräfte müssen bei Zuwiderhandlungen mit erheblichen Strafen rechnen.

Die Zusammenarbeit zwischen HMRC und der UK Gambling Commission (UKGC) ist eng. Gemeinsam bekämpfen sie Verstöße gegen das Glücksspielrecht und schützen die Integrität der Branche.

Ein aktueller Fall verdeutlicht die Bedeutung regulatorischer Kontrollen: FS Gaming plante eine Übernahme von mehr als 10% der Anteile an 888 Holdings. Dies hätte eine umfassende Untersuchung der UKGC nach sich gezogen.

888 Holdings entschied sich letztlich gegen die Transaktion. Der Vorstand befürchtete, dass die vorgeschlagenen Ernennungen keine Genehmigung der UKGC erhalten würden. Eine Änderung der Unternehmenskontrolle hätte die britischen Betriebslizenzen gefährdet.

Diese Entscheidung hatte direkte Auswirkungen auf den Börsenkurs von 888 Holdings. Nach einem anfänglichen Anstieg fiel der Kurs um über 20%.

Lord Jonathan Mendelsohn, CEO von 888 Holdings, betonte die Kooperationsbereitschaft des Unternehmens bei behördlichen Überprüfungen. Er unterstrich die Notwendigkeit, die Lizenzen im wichtigsten Markt nicht zu gefährden.

Ein weiterer Fall zeigt die Konsequenzen bei Verstößen: Entain (vormals GVC) schloss 2023 ein Deferred Prosecution Agreement mit der HMRC ab. Das Unternehmen zahlte 615 Millionen Pfund Strafe.

Entain wurde beschuldigt, korrupte Aktivitäten von Mitarbeitern in der Türkei geduldet zu haben. Diese sollen Behörden bestochen haben, um Glücksspieldienstleistungen in einem unregulierten Markt anbieten zu können.

Das Abkommen verpflichtete Entain zum Rückzug aus unregulierten Märkten. Zudem führte das Unternehmen ein umfassendes Compliance-Programm ein.

Kenny Alexander, ehemaliger CEO von GVC, steht im Fokus aktueller Untersuchungen. Unter seiner Führung expandierte GVC durch milliardenschwere Übernahmen wie bwin und Ladbrokes Coral.

2020 wurde GVC Holdings in Entain umbenannt. Zum Konzern gehören bekannte Marken wie PartyPoker, Neds International und Sporting Bet. In den USA betreibt Entain das Joint Venture BetMGM mit MGM Resorts International.

Entain ist in zahlreichen Ländern aktiv. Der aktuelle Wachstumsfokus liegt auf Brasilien und Großbritannien.

Die HMRC bleibt wachsam gegenüber potenziellen Verstößen in der Glücksspielbranche. Unternehmen müssen mit strengen Kontrollen und harten Konsequenzen bei Regelverstößen rechnen.

Regulierungsbehörden wie die HMRC und UKGC arbeiten eng zusammen, um die Integrität des Glücksspielsektors zu wahren. Ihre Aufmerksamkeit gilt sowohl etablierten Unternehmen als auch neuen Marktteilnehmern.

Die Fälle von 888 Holdings und Entain zeigen, dass selbst große Akteure der Branche nicht vor Untersuchungen und Strafen gefeit sind. Regulatorische Compliance bleibt ein zentrales Thema für alle Glücksspielunternehmen im Vereinigten Königreich.

Unternehmen müssen ihre internen Kontrollsysteme kontinuierlich verbessern, um Verstöße zu verhindern. Die Implementierung robuster Compliance-Programme ist entscheidend für den langfristigen Erfolg in der stark regulierten Glücksspielbranche.

Die HMRC wird ihre Überwachungsaktivitäten voraussichtlich weiter intensivieren. Glücksspielunternehmen müssen daher proaktiv handeln, um regulatorische Risiken zu minimieren und ihre Lizenzen zu schützen.