Die American Gaming Association (AGA) hat neue Best-Practice-Leitlinien zur Geldwäscheprävention (Anti-Money Laundering, AML) vorgestellt. Ziel der überarbeiteten Empfehlungen ist es, die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben zu verbessern, das Vertrauen in die Branche zu stärken und Betreiber besser auf digitale Finanzflüsse und Kryptowährungen vorzubereiten.
Die Aktualisierung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die US-Aufsichtsbehörden die Umsetzung des Bank Secrecy Act (BSA) durch Glücksspielunternehmen zunehmend kritisch prüfen. In den vergangenen Jahren hatten mehrere Verstöße in großen Casinos zu empfindlichen Geldbußen geführt – ein Weckruf für die gesamte Branche.
Neue Richtlinien für risikobasierte Compliance-Programme
Das umfangreiche AGA-Dokument liefert konkrete Handlungsempfehlungen für den Aufbau und die Pflege wirksamer, risikobasierter AML-Programme. Diese sollen Betreibern helfen, Finanzströme besser zu überwachen und verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.
Besonderes Augenmerk liegt auf neuen Risikofeldern:
- Digitale Zahlungen und Kryptowährungen, die höhere Nachverfolgbarkeit und Meldepflichten erfordern,
- Sportwetten, die zunehmend als Einfallstor für Geldwäsche gelten,
- Erweiterte Kundenprüfungen (KYC) und Schulungsprogramme für Mitarbeiter.
Die Leitlinien zielen auf eine einheitliche Branchenpraxis, die sowohl stationäre Casinos als auch Online-Plattformen abdeckt.
Sportwetten als wachsendes Geldwäscherisiko
Sportwetten stehen im Fokus der neuen Empfehlungen, da sie laut AGA als besonders anfällig für Geldwäscheaktivitäten gelten. Durch das Setzen auf beide Seiten eines Spiels können Kriminelle illegale Gelder nahezu verlustfrei in vermeintlich legale Gewinne umwandeln – ein Vorgehen, das auch von klassischen Tischspielen wie Baccarat oder Roulette bekannt ist.
Ein typisches Beispiel: Eine Person setzt jeweils 100 US-Dollar auf beide Teams. Der Verlust beschränkt sich auf die Gebühr („Vig“), während die Auszahlung als „legitimierter Gewinn“ erscheint – eine effektive Methode, um die Herkunft illegaler Gelder zu verschleiern.
Eine weitere verbreitete Praxis ist das sogenannte „Beard Betting“, bei dem eine Person im Auftrag eines Dritten wettet, um die wahre Quelle der Mittel zu verschleiern. Diese Vorgehensweise erschwert es den Betreibern erheblich, den wirtschaftlich Berechtigten (Beneficial Owner) zu identifizieren – ein klarer Verstoß gegen KYC- und AML-Anforderungen.
Jahr | Ereignis | Maßnahme / Sanktion |
---|---|---|
2023 | Aufdeckung eines illegalen Buchmacherrings in Südkalifornien | Haftstrafe für den Haupttäter |
2024 | Ermittlungen gegen mehrere Casinos in Las Vegas wegen AML-Verstößen | Geldstrafen zwischen 5,5 Mio. $ und 10,5 Mio. $ |
2025 | Einführung der neuen AGA-Richtlinien | Fokus auf Sportwetten & digitale Finanzströme |
Diese Fälle zeigen, dass Sportwettenanbieter zunehmend unter regulatorischer Beobachtung stehen. Laut AGA müssen Betreiber ihre Überwachungssysteme, Transaktionsanalysen und Mitarbeiterschulungen anpassen, um auffällige Muster frühzeitig zu erkennen und Sanktionen zu vermeiden.
Kryptotransaktionen: wachsende Herausforderung für Aufsicht und Ermittler
Auch die Integration von Kryptowährungen in Glücksspielsysteme steht im Zentrum der neuen Richtlinien. Digitale Vermögenswerte bieten zwar neue Chancen, stellen jedoch aufgrund ihrer Dezentralisierung und Anonymität erhebliche Risiken dar.
Ermittlungsbehörden stehen dabei vor mehreren Herausforderungen:
Problemfeld | Beschreibung | Empfohlene Gegenmaßnahme |
---|---|---|
Anonyme Wallets | Nutzer können schwer identifiziert werden | Stärkere Identitätsprüfung durch Dienstleister |
Transaktionen außerhalb regulierter Börsen | Umgehung von Compliance-Prüfungen | Meldepflicht großer Transfers |
Technische Komplexität | Ermittlungen erfordern spezielles Fachwissen | Schulung & technische Aufrüstung der Behörden |
Grenzüberschreitende Geldflüsse | Nationale Zuständigkeiten werden überschritten | Ausbau internationaler Kooperationen |
Die AGA empfiehlt, Kryptotransaktionen vor ihrer Nutzung in Casinos in Fiat-Währung umzuwandeln, um sie denselben Prüfstandards wie Bargeldgeschäften zu unterwerfen. Dennoch bleibt die Durchsetzung anspruchsvoll, da sich Methoden der Geldwäsche und Verschleierung technisch ständig weiterentwickeln.
Ziel: Einheitliche Branchenstandards und mehr Transparenz
Mit den neuen AML-Leitlinien will die AGA einheitliche Standards für den gesamten US-Glücksspielsektor etablieren. Sie fordert von Betreibern, Compliance-Kultur aktiv zu leben – also nicht nur gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen, sondern auch internes Risikobewusstsein zu fördern.
„Nur durch konsequente Überwachung, Schulung und Technologieeinsatz lässt sich der Missbrauch von Glücksspielsystemen effektiv verhindern“, heißt es in der Stellungnahme der AGA.
Fazit: Prävention statt Reaktion
Die neuen AGA-Leitlinien zeigen, dass die Glücksspielbranche unter wachsendem regulatorischem Druck steht, ihre AML-Strategien zu modernisieren.
- Digitale Zahlungen, Sportwetten und Krypto-Transaktionen rücken stärker in den Fokus,
- Behörden und Betreiber sollen enger zusammenarbeiten,
- Technologische Lösungen wie KI-gestützte Mustererkennung sollen helfen, verdächtige Aktivitäten frühzeitig aufzudecken.
Damit setzt die AGA ein klares Zeichen: Der Kampf gegen Geldwäsche erfordert vorausschauendes Handeln, internationale Kooperation und ständige Anpassung an neue Technologien – nur so lässt sich die Integrität und Glaubwürdigkeit der Glücksspielbranche langfristig sichern.