Die Russische Orthodoxe Kirche steht vor einem neuen Skandal: Ein hochrangiger Geistlicher wurde seines Amtes enthoben, nachdem er über Jahre hinweg an illegalen Pokerturnieren teilgenommen haben soll. Da Glücksspiel in Russland – abgesehen von wenigen Sonderzonen – gesetzlich verboten ist, stellt der Fall nicht nur ein moralisches, sondern auch ein rechtliches Problem dar.
Geistlicher unter bürgerlichem Namen aktiv – und in Pokerszenen bekannt
Beim Betroffenen handelt es sich um Metropolit Nestor, der für die russische Kirche in Westeuropa verantwortlich war. Recherchen zufolge trat er unter seinem bürgerlichen Namen Jewgeni Sirotenko regelmäßig bei Poker-Events auf und war in der Szene kein Unbekannter.
Seine Turniererfolge zeigen, dass es sich nicht um gelegentliche Ausrutscher handelte:
| Jahr | Turnier | Platzierung | Gewinn (USD) |
|---|---|---|---|
| 2023 | No Limit Hold’em | 1. Platz | 8.000 |
| 2024 | Regionales Event | Finalrunde | 3.200 |
| 2025 | Europäische Online-Serie | Geldränge | 1.500 |
Insgesamt soll er rund 47.000 US-Dollar erspielt haben – ein klarer Hinweis auf regelmäßige Teilnahme und solides Können.
Patriarch Kyrill bestätigte die Amtsenthebung, nannte jedoch keine konkreten Gründe. Hinter den Kulissen gilt jedoch als gesichert: Die Pokeraktivitäten waren ausschlaggebend.
Kirchliche Regeln sind eindeutig – Glücksspiel ist streng verboten
Laut den Vorschriften der Russisch-Orthodoxen Kirche gilt für Geistliche ein absolutes Glücksspielverbot. Nicht nur das Spielen selbst, sondern schon die Anwesenheit an Glücksspielorten wird als moralischer Verstoß gewertet.
Die wichtigsten verbotenen Handlungen:
| Verstoß | Beschreibung |
|---|---|
| Teilnahme am Glücksspiel | Geistliche dürfen weder spielen noch zuschauen. |
| Aufenthalt an Spielorten | Auch passive Anwesenheit gilt als schwerer moralischer Fehler. |
Fotos, die Nestor am Pokertisch zeigen, gelten als eindeutiger Beweis.
Politischer Hintergrund? Experten bezweifeln moralische Motive
Während die Kirche offiziell das Glücksspielverbot als Grund nennt, sehen Beobachter eine zweite, mögliche Erklärung:
Metropolit Nestor äußerte sich mehrfach kritisch zum Krieg in der Ukraine – eine Haltung, die im starken Widerspruch zur Linie der Kirchenführung steht, die Moskaus Politik üblicherweise offen unterstützt.
Der Verdacht lautet daher:
Die Poker-Affäre könnte als Vorwand dienen, um einen unbequemen Geistlichen auszuschalten.
Solche Fälle sind innerhalb der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht neu; kritische Stimmen werden häufig durch „formale Gründe“ aus dem Amt entfernt.
Ein Skandal mit weitreichenden Folgen
Der Fall schlägt in Russland und Westeuropa hohe Wellen. Für die Kirche stellt er sowohl ein Glaubwürdigkeitsproblem als auch ein politisches Dilemma dar.
Ob Metropolit Nestor dauerhaft abgesetzt wird, entscheidet ein kirchliches Verfahren, das noch läuft. Doch unabhängig vom Ausgang bleibt der Schaden für die Institution enorm – und die Frage im Raum, ob Glücksspiel wirklich das Kernproblem war.

